... aus dem Pfarr­ge­mein­de­rat

Ei­ne bi­bli­sche Wahl­emp­feh­lung – Wäh­le al­so das Le­ben

Ei­ne ge­wag­te Über­schrift in Vor­wahl­zei­ten vom „Wäh­len“ zu spre­chen. Doch gibt uns auch hier un­se­re Hei­li­ge Schrift ei­nen wich­ti­gen Im­puls. Am En­de Bu­ches Deu­te­ro­no­mi­um lässt Gott Mo­se kurz vor sei­nem Tod von ei­nem Berg aus in das wei­te frucht­ba­re Land der Ver­hei­ßung se­hen. Er emp­fiehlt ihm: „Al­so Mo­se, wäh­le das Le­ben!“ Da­vor spricht Gott von Se­gen und Fluch, den er vor Mo­se le­gen will und bit­tet ihn, das Le­ben zu wäh­len.

Vie­le Schick­sals­si­tua­tio­nen er­leb­ten wir in die­sem Som­mer in un­se­rer Pfar­re. Statt Se­gen durch­le­ben vie­le Fa­mi­li­en schmerz­li­che Ent­täu­schun­gen, Ver­lus­te und Tod. Vie­le ha­ben An­teil ge­nom­men. „Wäh­le das Le­ben!“, das spre­chen wir Men­schen zu, wenn wir sie in ih­rem Schick­sal nicht al­lei­ne las­sen. Wir wis­sen, dass in die­sen Si­tua­tio­nen sich der „Blick in das Land wo Milch und Ho­nig flie­ßen“ schnell ver­ne­belt und ver­dun­kelt.

„Wäh­le das Le­ben“ ist für äl­te­re Men­schen ei­ne ste­te Her­aus­for­de­rung. Da­her ist von ganz be­son­de­rer Be­deu­tung, äl­te­re Men­schen im Le­ben zu hal­ten. Dies tun Re­si Ha­de­rer und Ma­ria Wolf­schluck­ner seit 30 Jah­ren mit dem mo­nat­li­chen Se­nio­ren­nach­mit­tag! Ganz herz­li­chen Dank für eu­ren wert­vol­len Bei­trag.

„Das Le­ben wäh­len“ El­tern, die sich für ein Kind ent­schei­den, auch wenn es nicht im Fa­mi­li­en­plan vor­ge­se­hen war. Das Le­ben wäh­len El­tern, wenn sie sich für die Tau­fe ih­res Kin­des ent­schei­den. Ei­ne Le­bens­wahl, wel­che die Er­den­zeit über­steigt. Schau­en wir hin und wie­der auf un­se­ren Tauf­baum in der Le­on­har­di­ka­pel­le und er­bit­ten wir den Se­gen Got­tes für die neu­ge­tauf­ten Kin­der.

„Wäh­le al­so das Le­ben“, das kann auch mal hei­ßen, ei­nen sehr ger­ne aus­ge­führ­ten Dienst zu be­en­den. So dan­ken wir Jo­sef Sand­ber­ger für 7 Jah­re Dienst als Mes­ner! Dan­ke Sepp für all dein En­ga­ge­ment in der Sa­kris­tei und der Kir­che!

An das Le­ben der Schöp­fung Got­tes er­in­nern uns stets auch die Blu­men in un­se­rer Kir­che. Ein Dank an die Gold­hau­ben­frau­en für ih­ren er­neu­ten fi­nan­zi­el­len Bei­trag da­zu.

Gott schenkt auch uns hin und wie­der ei­nen Blick in das wei­te frucht­ba­re Land des Le­bens, wäh­len aber lässt er uns sel­ber – doch gibt er uns ei­ne ein­dring­li­che, her­zens­war­me Emp­feh­lung: „Wäh­le bit­te das Le­ben!“

Schöp­fungs­ver­ant­wor­tung kon­kret

Ei­ne Quer­ge­schich­te:

„In ei­ner länd­li­chen Ge­gend Süd­eu­ro­pas sitzt ein Fi­scher am Mee­res­strand und an­gelt mit ei­ner An­gel­ru­te. Ein Un­ter­neh­mer, der sich ei­nen Ur­laub am Meer gönnt, kommt auf ei­nem Spa­zier­gang vor­bei, be­ob­ach­tet den Fi­scher ei­ne Wei­le, schüt­telt den Kopf und spricht ihn an. War­um er hier ang­le, fragt er ihn. Drau­ßen, auf den fel­si­gen Klip­pen kön­ne er sei­ne Aus­beu­te doch ge­wiss ver­dop­peln. Der Fi­scher blickt ihn ver­wun­dert an. Wo­zu? fragt er ver­ständ­nis­los. Na, die zu­sätz­li­chen Fi­sche kön­ne er doch am Markt in der nächs­ten Stadt ver­kau­fen und sich von den Ein­nah­men ei­ne neue Fi­ber­glas­an­gel und den hoch­ef­fek­ti­ven Spe­zi­al­kö­der leis­ten. Da­mit lie­ße sich sei­ne Ta­ges­men­ge an ge­fan­ge­nem Fisch mü­he­los noch ein­mal ver­dop­peln. Und dann? fragt der Fi­scher, wei­ter­hin ver­ständ­nis­los. Dann, ent­geg­net der un­ge­dul­dig wer­den­de Un­ter­neh­mer, kön­ne er sich bald ein Boot kau­fen, hin­aus­fah­ren ins tie­fe Was­ser und das Zehn­fa­che an Fi­schen fan­gen, so­dass er in kur­zer Zeit reich ge­nug sein wer­de, sich ei­nen mo­der­nen Hoch­see­traw­ler zu leis­ten! Der Un­ter­neh­mer strahlt, be­geis­tert von sei­ner Vi­si­on. Ja, sagt der Fi­scher, und was tue ich dann? Dann, schwärmt der Un­ter­neh­mer, wer­de er bald den Fisch­fang an der gan­zen Küs­te be­herr­schen, dann kön­ne er ei­ne gan­ze Fisch­fang­flot­te für sich ar­bei­ten las­sen. Aha, ent­geg­net der Fi­scher, und was tue ich, wenn sie für mich ar­bei­ten? Na, dann kön­ne er sich den gan­zen Tag lang an den fla­chen Strand set­zen, die Son­ne ge­nie­ßen und an­geln. Ja, sagt der Fi­scher, das tue ich jetzt auch schon.“

Tja, die Ge­schich­te er­in­nert uns viel­leicht an den Som­mer, die Ur­laubs­zeit. Nun aber heißt es wie­der der Wirk­lich­keit des Wirt­schafts-Le­bens ins Au­ge zu se­hen. Al­le freu­en sich über das Wirt­schafts­wachs­tum und die bes­se­re Be­schäf­ti­gungs­si­tua­ti­on. Nüt­zen wir auch die Chan­ce zur Um­ge­stal­tung un­se­res Wirt­schaf­tens? Hin zu we­ni­ger En­er­gie- und Res­sour­cen­ver­brauch? Hin zu mehr Fa­mi­li­en­zeit und Ar­beits- so­wie Le­bens­zu­frie­den­heit? Gön­nen wir der Mut­ter Er­de ei­ne Atem­pau­se um wie­der ins Gleich­ge­wicht zu kom­men?

Martin Wintereder
17.09.2017

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