Die Welt der Kinder und Jugendlichen ist für viele Erwachsene heute unverständlich. Für viele Eltern ist es ein Geheimnis , weshalb ihre Kinder von einem Tag auf den anderen plötzlich beginnen, Techno-Musik zu hören, exzentrische Kleidung zu tragen und jegliche soziale Bindung an die Eltern abzulehnen. Eltern begreifen nicht, welche Motive Kinder und Jugendliche haben, um einen so radikalen Lebenswandel zu vollziehen. Sie verstehen auch nicht, welche Einflüsse diesen Lebenswandel provoziert haben.
„Wir erleben die Medienflut und unsere Kinder sind Nichtschwimmer“, sagte Facharzt Bernhard Stier in Weimar. Schon drei- bis fünfjährige Kinder verbrächten im Durchschnitt fast 80 Minuten täglich vor dem Bildschirm. Ein Drittel der Neun- bis Zehnjährigen hätten sogar eigenen Fernseher. Welche Folgen hat das? Immer häufiger komme es zu Überreizung, Konzentrationsschwäche, Verhaltensstörungen, Hyperaktivität und Aggressivität. Sprach– und Wahrnehmungsstörungen nähmen dramatisch zu.
Die Folgen sind auch mangelnde soziale Kontakte, schlechte Noten und eine angegriffene Gesundheit. Eine Bedrohung liegt auch in der verzerrten Wirklichkeit im Fernsehen. Eine weitere Gefahr ist, dass Jugendliche gegen Gewalt abstumpfen, weil sie zu viel Gewaltdarstellungen auf dem Bildschirm sehen.
Durch rasante Szenenwechsel bei heutigen Filmen werden die Zuschauer zu einem oberflächlichen und rein intuitiven Denken erzogen. Ein längeres Verweilen bei einem Thema ist für sie nicht mehr möglich. Das abstrakte Denken, das Erfassen größerer Zusammenhänge, wird schwierig.
Eine der Konsequenzen dieser intellektuellen Verstümmelung ist die Verwahrlosung der Sprache. Das „Nicht-Fragen-Können“ beim Fernsehen ist für die intellektuelle Entwicklung der Kinder fatal, Das Fernseher erzieht die Menschen zur Passivität, zur intellektuellen Trägheit und zur Kommunikationsunfähigkeit. Viele Schulabgänger sind nicht mehr in der Lage, Bewerbungen zu schreiben. Ebenso beklagen sich die Universitäten, dass viele Studenten nicht mehr schreiben können. Ein Mensch, der durch das Fernsehen und andere Medien intellektuell abgestumpft ist, ist gar nicht mehr in der Lage, sich selbst und seine Umwelt zu verstehen. Umso leichter verliert er das Interesse an religiösen, geistigen Dingen.
Digitales Medium in der Hosentasche der Kinder
Immer jüngere Kinder besitzen eigenes Smartphone: über 95% der 12 bis 13–jährigen haben es. Der Internetzugang ist somit jederzeit und und überall verfügbar, eine Kontrolle seitens der Eltern und Erzieher so gut wie unmöglich. Dies bringt eine Reihe von Risiken und Gefahren mit sich, allen voran immer früher auftretenden Erstkontakt mit Online-Pornografie.
Es gibt im Internet auch viele positive und wertvolle Seiten. Grenzenloser Internetzugang öffnet aber nicht nur zahllose Möglichkeiten, sondern auch Raum für Gefahren. Der Erstkontakt mit Online-Pornografie findet immer früher und immer öfter ungewollt statt. Bereits unter 9- bis 11-Jährigen kursieren Nacktbilder und Sexvideos. Deshalb hat Julia von Weiler, Internetexpertin der deutschen Bundesregierung ein Smartphone-Verbot für Kinder unter 14 Jahren angeregt.
Jeder zweite Jugendliche im Alter von mindestens 13 Jahren hat bereits einmal mit sexuell expliziten Medieninhalten persönlich Kontakt gehabt. Dazu kommt noch das gefährliche Cyber-Grooming („Internet-Anbahnung“). Das geschieht wenn ein Erwachsener mit Kindern oder Jugendlichen In Kontakt tritt und dabei das Ziel verfolgt, mit ihnen sexuell intim zu werden. Dieser versteckte Pädophile versucht zuerst, das Vertrauen des Kindes zu gewinnen. Täter bedienen sich der Anonymität, die Kinderchats und Spiele-Apps bieten, und nutzen das gewonnene Vertrauen der meist minderjährigen Opfer bereitwillig aus. Es ist sehr wichtig, dass sich Eltern und Erzieher bewusst sind, dass sie Verantwortung für ihre Kinder tragen und diesen hilfreich zur Seite stehen können. Ein offenes Ohr sowie die stetige Bereitschaft, im Gespräch zu bleiben, sollen an ersten Stelle stehen.
Jesus selber hat die Verderber der kindlichen Seele mit schärfsten Worten verurteilt. Mit einem Mühlstein um den Hals in‘s Meer geworfen zu werden [Mk 9,42] ist kein Scherz. „Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt?“ [Mk 8,36]. Den Eltern raten wir: bleiben sie immer im Gespräch mit ihren Kindern. Reden sie mit ihnen über menschliche Liebe und Sexualität altersgemäß und sensibel. Nie übertreiben, aber auf die Frage des Kindes ehrlich antworten. Es ist eine Herausforderung, aber Aufklärung ist und bleibt Elternsache. Wichtig ist auch, Sexualität und Pornografie auseinander zu halten.
Ein empfehlenswertes Portal ist safersurfing.org/loveismore.
Nach diesen schwierigen Epidemiezeiten wünsche ich allen Eltern und Schulkindern einen erholsamen Sommer, Urlaubsmöglichkeit, viel Bewegung und richtige Entstressung.
Gott segne Euch!
Pfr. Jan Plata
14.06.2020