Die Bedrohung durch den Coronavirus macht unsicher. Diese Situation ist für viele irreal, neu und wenig vertrauenserweckend. Manche Menschen lamentieren, ärgern sich, spekulieren, igeln sich zuhause ein.
Der große Hindu Mahatma Gandhi hat einmal gesagt: „Gott vergisst uns nie; wir sind es, die ihn vergessen, und das ist unser Elend.“
In der Bibel finden sich mutmachende Verse, in denen wir Gott selbst begegnen können und durch die er uns direkt anspricht. Im 2 Timotheus 1, 7 lesen wir: „Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“
Wenn uns eine depressive Stimmung beherrschen möchte, lesen wir oft den ganzen Psalm 91 wo es heißt: „Wer im Schutz des Höchsten wohnt, der ruht im Schatten des Allmächtigen. Ich sage zum HERRN: Du meine Zuflucht und meine Burg, mein Gott, auf den ich vertraue.“
In der Zeit der Krisen flüchten wir Christen unter den Schutzmantel Mariens mit dem Rosenkranz in der Hand, weil Maria uns dieses Gebet besonders empfohlen hat.
Eine Fastenzeit wie nie zuvor in unserem Leben, getrennt von den liturgischen Feiern, die uns Kraft und Hoffnung geben, eingeschlossen in unseren Häusern, getrennt sogar von Menschen, die uns lieb und wert sind, viele in Angst lebend. Wir dürfen sogar Karwochen- und Osterliturgie nicht miteinander feiern. Jetzt müssen wir die kirchlichen Treffen durch das Gebet in den Familien ausgleichen. Dort können wir auch die wichtigsten Feierlichkeiten durch die Medien mitverfolgen.
Reservieren Sie für die Liturgie der Festtage eine ruhige Stunde: Lesen Sie die Evangelien, besonders die Passionsgeschichte Jesu. Singen Sie gemeinsam bekannte Lieder, zünden Sie dabei eine Kerze an, besprengen Sie einander mit Weihwasser, beten Sie gemeinsam vor dem Ostermahl. Denken Sie bei Ihren Gebeten in dieser Zeit an Ärzte, Krankenschwestern, Pflegepersonal und alle Bediensteten, die an vorderster Front des Kampfes gegen die Epidemie stehen. Wir beten auch für die Opfer dieser Seuche und für die Infizierten. Für die kommende Woche möchte ich euch ein paar religiöse Gedanken zum Nachdenken anbieten. Lesen Sie diese an den heiligen drei Tagen „Triduum Sacrum“.
GRÜNDONNERSTAG
9. April 2020
Man brachte das Wort „grün“ mit „greinen“ – weinen in Verbindung und meinte, der Name Gründonnerstag verweise darauf, das Jesus an diesem Tag sein Leiden beginne. An diesem Abend hat Jesus seine Apostel mit der Mutter zum Abschiedsmahl eingeladen. Bei diesem vorverlegten Paschamahl setzte er das Altarsakrament ein, indem er Brot zu seinem Leib und Wein zu seinem Blut verwandelt hat. Auf diese Weise verband er den bevorstehenden Tod am Kreuz mit dem unblutigen Opfer bei dieser ersten Heiligen Messe. So hat Jesus , der Hohepriester seiner Kirche, allen Teilnehmer der Heiligen Messen der Zukunft die Verdienste seines Leidens und seinen Todes hinterlassen.
Eindrücklich hat Papst Gregor der Große das Geheimnis jedes Messopfers geschildert: „Denn wer von den Gläubigen möchte zweifeln, dass gerade in dieser Opferstunde […] die Himmel sich auftun und bei diesem Mysterium die Chöre der Engel zugegen sind. Oben und Unten verbinden sich, Himmel und Erde, Sichtbares und Unsichtbares werden eins.“
Am Ende dieses eucharistischen Mysteriums hat Jesus den Aposteln die Priesterweihe gespendet, wenn er ihnen diesen besonderen Auftrag gegeben hat: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“. Diese zwölf Männer wurden durch die Entscheidung des Sohnes Gottes zu seinen Nachfolgern, zu seinen ersten Missionaren und zu den wichtigsten und tragenden Säulen der Kirche Jesu bestellt.
Deswegen beten wir besonders am Gründonnerstag für die Bischöfe, Priester und Diakone und um neue, wertvolle, heilige Priesterberufungen.
KARFREITAG
10. April 2020
Dieser Tag vor dem jüdischen Paschafest in Jerusalem, dieser Karfreitag war kein Tag wie jeder andere. Es war ein Tag, der die Welt verändert hat. Die Erde bebte, die Gräber auf dem Kalvarienberg haben sich geöffnet, der Vorhang im Tempel zerriss. Auf einmal war da nichts Trennendes zwischen Gott und den Menschen. Unser Heiland ist an diesem Tag gekreuzigt worden als Sühneopfer für die Sünder. Als schuldbeladene Christen können wir seither immer sagen: „Jesus, wir vertrauen auf Dich.“ Gottes Sohn nahm in sein Leiden und Sterben die Not aller Opfer und aller Leidenden, alle Verlassenheit, alle Todesangst hinein.
In der jetzigen schweren Zeit ist der Blick zum gekreuzigten Heiland eine Hoffnungsquelle für leidende und für sterbende Menschen. Ein Liebesakt zum Heiland und Sündenreue kann den Menschen sogar von der schweren Sünde befreien, wenn wir einen Vorsatz fassen, bei der nächsten Gelegenheit zur Beichte zu gehen. Übrigens: in der ganzen Karwoche ist jeden Tag nachmittags bei mir Gelegenheit zur Beichte im Pfarrheim. Vereinbaren Sie bitte telefonisch einen Termin.
Kommen Sie am Karfreitag und am Karsamstag einzeln in die Kirche zu einer privaten Anbetung vor dem Kreuzaltar, wo wir das Allerheiligste aufbewahren, oder zur Verehrung des Kreuzes Jesu vor dem entblößten Volksaltar. Nur sollten wir heuer das Kreuz aus hygienischen Gründen nicht küssen.
KARSAMSTAG
11. April 2020
Das ist ein Tag der Grabesruhe Jesu. An diesem Tag denken wir besonders an unsere Sterbestunde. Von den liturgischen Feierlichkeiten bleiben uns heuer: Segnung der Osterkerze in der Kirche, kleine Prozession mit dieser Kerze durch die Kirche, Exultetgesang zum Lob der Auferstehungsnacht. Wir werden im kleinen Kreis unser Taufversprechen erneuern, aber die feierliche Taufwasserweihe wird erst später nachgeholt. Das fröhliche Glorialied zusammen mit dem Läuten der kirchlichen Glocken und stark vermehrte Hallelujarufe verkünden allen neue Hoffnung, Mut und Kraft zum erneuerten christlichen Leben.
Der Protestant Dietrich Bonhoeffer schrieb über die Auferstehung: „Christus ist nicht in die Welt gekommen, dass wir ihn begriffen, sondern dass wir uns an ihn klammern, dass wir uns einfach von ihm hinreißen lassen in das ungeheure Geschehen der Auferstehung.“
Jede heilige Sonntagsmesse ist eine Wiederholung dieses Geheimnisses; erfreuen wir uns und erleben wir dankbar diese bestehende Möglichkeit dem Auferstandenen zu begegnen.
In diesem Sinne wünsche ich Euch allen gesunde, und gesegnete Osterfesttage.