Die hei­li­gen drei Ta­ge 2020

Die Be­dro­hung durch den Co­ro­na­vi­rus macht un­si­cher. Die­se Si­tua­ti­on ist für vie­le ir­re­al, neu und we­nig ver­trau­ens­er­we­ckend. Man­che Men­schen la­men­tie­ren, är­gern sich, spe­ku­lie­ren, igeln sich zu­hau­se ein.

Der gro­ße Hin­du Ma­hat­ma Gan­dhi hat ein­mal ge­sagt: „Gott ver­gisst uns nie; wir sind es, die ihn ver­ges­sen, und das ist un­ser Elend.“

In der Bi­bel fin­den sich mut­ma­chen­de Ver­se, in de­nen wir Gott selbst be­geg­nen kön­nen und durch die er uns di­rekt an­spricht. Im 2 Ti­mo­theus 1, 7 le­sen wir: „Gott hat uns nicht ei­nen Geist der Ver­zagt­heit ge­ge­ben, son­dern den Geist der Kraft, der Lie­be und der Be­son­nen­heit.“

Wenn uns ei­ne de­pres­si­ve Stim­mung be­herr­schen möch­te, le­sen wir oft den gan­zen Psalm 91 wo es heißt: „Wer im Schutz des Höchs­ten wohnt, der ruht im Schat­ten des All­mäch­ti­gen. Ich sa­ge zum HERRN: Du mei­ne Zu­flucht und mei­ne Burg, mein Gott, auf den ich ver­traue.“

In der Zeit der Kri­sen flüch­ten wir Chris­ten un­ter den Schutz­man­tel Ma­ri­ens mit dem Ro­sen­kranz in der Hand, weil Ma­ria uns die­ses Ge­bet be­son­ders emp­foh­len hat.

Ei­ne Fas­ten­zeit wie nie zu­vor in un­se­rem Le­ben, ge­trennt von den lit­ur­gi­schen Fei­ern, die uns Kraft und Hoff­nung ge­ben, ein­ge­schlos­sen in un­se­ren Häu­sern, ge­trennt so­gar von Men­schen, die uns lieb und wert sind, vie­le in Angst le­bend. Wir dür­fen so­gar Kar­wo­chen- und Os­ter­lit­ur­gie nicht mit­ein­an­der fei­ern. Jetzt müs­sen wir die kirch­li­chen Tref­fen durch das Ge­bet in den Fa­mi­li­en aus­glei­chen. Dort kön­nen wir auch die wich­tigs­ten Fei­er­lich­kei­ten durch die Me­di­en mit­ver­fol­gen.

Re­ser­vie­ren Sie für die Lit­ur­gie der Fest­ta­ge ei­ne ru­hi­ge Stun­de: Le­sen Sie die Evan­ge­li­en, be­son­ders die Pas­si­ons­ge­schich­te Je­su. Sin­gen Sie ge­mein­sam be­kann­te Lie­der, zün­den Sie da­bei ei­ne Ker­ze an, be­spren­gen Sie ein­an­der mit Weih­was­ser, be­ten Sie ge­mein­sam vor dem Os­ter­mahl. Den­ken Sie bei Ih­ren Ge­be­ten in die­ser Zeit an Ärz­te, Kran­ken­schwes­tern, Pfle­ge­per­so­nal und al­le Be­diens­te­ten, die an vor­ders­ter Front des Kamp­fes ge­gen die Epi­de­mie ste­hen. Wir be­ten auch für die Op­fer die­ser Seu­che und für die In­fi­zier­ten. Für die kom­men­de Wo­che möch­te ich euch ein paar re­li­giö­se Ge­dan­ken zum Nach­den­ken an­bie­ten. Le­sen Sie die­se an den hei­li­gen drei Ta­gen „Tri­du­um Sa­crum“.

GRÜN­DON­NERS­TAG
9. April 2020

Man brach­te das Wort „grün“ mit „grei­nen“ – wei­nen in Ver­bin­dung und mein­te, der Na­me Grün­don­ners­tag ver­wei­se dar­auf, das Je­sus an die­sem Tag sein Lei­den be­gin­ne. An die­sem Abend hat Je­sus sei­ne Apos­tel mit der Mut­ter zum Ab­schieds­mahl ein­ge­la­den. Bei die­sem vor­ver­leg­ten Pa­scha­mahl setz­te er das Al­tarsa­kra­ment ein, in­dem er Brot zu sei­nem Leib und Wein zu sei­nem Blut ver­wan­delt hat. Auf die­se Wei­se ver­band er den be­vor­ste­hen­den Tod am Kreuz mit dem un­blu­ti­gen Op­fer bei die­ser ers­ten Hei­li­gen Mes­se. So hat Je­sus , der Ho­he­pries­ter sei­ner Kir­che, al­len Teil­neh­mer der Hei­li­gen Mes­sen der Zu­kunft die Ver­diens­te sei­nes Lei­dens und sei­nen To­des hin­ter­las­sen.

Ein­drück­lich hat Papst Gre­gor der Gro­ße das Ge­heim­nis je­des Mess­op­fers ge­schil­dert: „Denn wer von den Gläu­bi­gen möch­te zwei­feln, dass ge­ra­de in die­ser Op­fer­stun­de […] die Him­mel sich auf­tun und bei die­sem Mys­te­ri­um die Chö­re der En­gel zu­ge­gen sind. Oben und Un­ten ver­bin­den sich, Him­mel und Er­de, Sicht­ba­res und Un­sicht­ba­res wer­den eins.“

Am En­de die­ses eu­cha­ris­ti­schen Mys­te­ri­ums hat Je­sus den Apos­teln die Pries­ter­wei­he ge­spen­det, wenn er ih­nen die­sen be­son­de­ren Auf­trag ge­ge­ben hat: „Tut dies zu mei­nem Ge­dächt­nis“. Die­se zwölf Män­ner wur­den durch die Ent­schei­dung des Soh­nes Got­tes zu sei­nen Nach­fol­gern, zu sei­nen ers­ten Mis­sio­na­ren und zu den wich­tigs­ten und tra­gen­den Säu­len der Kir­che Je­su be­stellt.

Des­we­gen be­ten wir be­son­ders am Grün­don­ners­tag für die Bi­schö­fe, Pries­ter und Dia­ko­ne und um neue, wert­vol­le, hei­li­ge Pries­ter­be­ru­fun­gen.

KAR­FREI­TAG
10. April 2020

Die­ser Tag vor dem jü­di­schen Pa­scha­fest in Je­ru­sa­lem, die­ser Kar­frei­tag war kein Tag wie je­der an­de­re. Es war ein Tag, der die Welt ver­än­dert hat. Die Er­de beb­te, die Grä­ber auf dem Kal­va­ri­en­berg ha­ben sich ge­öff­net, der Vor­hang im Tem­pel zer­riss. Auf ein­mal war da nichts Tren­nen­des zwi­schen Gott und den Men­schen. Un­ser Hei­land ist an die­sem Tag ge­kreu­zigt wor­den als Süh­ne­op­fer für die Sün­der. Als schuld­be­la­de­ne Chris­ten kön­nen wir seit­her im­mer sa­gen: „Je­sus, wir ver­trau­en auf Dich.“ Got­tes Sohn nahm in sein Lei­den und Ster­ben die Not al­ler Op­fer und al­ler Lei­den­den, al­le Ver­las­sen­heit, al­le To­des­angst hin­ein.

In der jet­zi­gen schwe­ren Zeit ist der Blick zum ge­kreu­zig­ten Hei­land ei­ne Hoff­nungs­quel­le für lei­den­de und für ster­ben­de Men­schen. Ein Lie­bes­akt zum Hei­land und Sün­den­reue kann den Men­schen so­gar von der schwe­ren Sün­de be­frei­en, wenn wir ei­nen Vor­satz fas­sen, bei der nächs­ten Ge­le­gen­heit zur Beich­te zu ge­hen. Üb­ri­gens: in der gan­zen Kar­wo­che ist je­den Tag nach­mit­tags bei mir Ge­le­gen­heit zur Beich­te im Pfarr­heim. Ver­ein­ba­ren Sie bit­te te­le­fo­nisch ei­nen Ter­min.

Kom­men Sie am Kar­frei­tag und am Kar­sams­tag ein­zeln in die Kir­che zu ei­ner pri­va­ten An­be­tung vor dem Kreuz­al­tar, wo wir das Al­ler­hei­ligs­te auf­be­wah­ren, oder zur Ver­eh­rung des Kreu­zes Je­su vor dem ent­blöß­ten Volks­al­tar. Nur soll­ten wir heu­er das Kreuz aus hy­gie­ni­schen Grün­den nicht küs­sen.

KAR­SAMS­TAG
11. April 2020

Das ist ein Tag der Gra­bes­ru­he Je­su. An die­sem Tag den­ken wir be­son­ders an un­se­re Ster­be­stun­de. Von den lit­ur­gi­schen Fei­er­lich­kei­ten blei­ben uns heu­er: Seg­nung der Os­ter­ker­ze in der Kir­che, klei­ne Pro­zes­si­on mit die­ser Ker­ze durch die Kir­che, Exul­tet­ge­sang zum Lob der Auf­er­ste­hungs­nacht. Wir wer­den im klei­nen Kreis un­ser Tauf­ver­spre­chen er­neu­ern, aber die fei­er­li­che Tauf­was­serwei­he wird erst spä­ter nach­ge­holt. Das fröh­li­che Glo­ria­lied zu­sam­men mit dem Läu­ten der kirch­li­chen Glo­cken und stark ver­mehr­te Hal­le­lu­ja­ru­fe ver­kün­den al­len neue Hoff­nung, Mut und Kraft zum er­neu­er­ten christ­li­chen Le­ben.

Der Pro­tes­tant Diet­rich Bon­hoef­fer schrieb über die Auf­er­ste­hung: „Chris­tus ist nicht in die Welt ge­kom­men, dass wir ihn be­grif­fen, son­dern dass wir uns an ihn klam­mern, dass wir uns ein­fach von ihm hin­rei­ßen las­sen in das un­ge­heu­re Ge­sche­hen der Auf­er­ste­hung.“

Je­de hei­li­ge Sonn­tags­mes­se ist ei­ne Wie­der­ho­lung die­ses Ge­heim­nis­ses; er­freu­en wir uns und er­le­ben wir dank­bar die­se be­stehen­de Mög­lich­keit dem Auf­er­stan­de­nen zu be­geg­nen.

In die­sem Sin­ne wün­sche ich Euch al­len ge­sun­de, und ge­seg­ne­te Os­ter­fest­ta­ge.

Euer Pfarrer Jan Plata
06.04.2020

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